Bauvorhaben wegen archäologischer Funde unterbrochen


Freuen sich über eine unerwartete Entdeckung aus der Frühgeschichte: der Historiker Dr. Thomas Dahms, die Archäologin Christine Kellner-Depner M.A. vom Städtischen Museum Schloss Salder, der ehrenamtlich Beauftragte für die archäologische Bodendenkmalpflege in Salzgitter Hartwig Paul und Kulturdezernent Stadtrat Eric Neiseke. Foto: Stadt Salzgitter
Freuen sich über eine unerwartete Entdeckung aus der Frühgeschichte: der Historiker Dr. Thomas Dahms, die Archäologin Christine Kellner-Depner M.A. vom Städtischen Museum Schloss Salder, der ehrenamtlich Beauftragte für die archäologische Bodendenkmalpflege in Salzgitter Hartwig Paul und Kulturdezernent Stadtrat Eric Neiseke. Foto: Stadt Salzgitter | Foto: Stadt Salzgitter

Gebhardshagen. Ein historisch interessanter Fund wurde Mitte dieser Woche bei Erdarbeiten auf der Baustelle in der Ritter-Gebhard-Straße 75 gemacht. Steine, Scherben und Tierknochen, die beim Ausheben einer Baugrube für eine Lagerhalle entdeckt worden waren, erwiesen sich als frühgeschichtliche Relikte.


Auf die drei Siedlungsgruben war der Historiker Dr. Thomas Dahms zufällig während eines Spazierganges aufmerksam geworden. Weil er beruflich zur Siedlungsgeschichte um das heutige Gebhardshagen forschte und promovierte, erkannte er, dass die von ihm spontan geborgenen Scherben archäologisch bedeutsam sind. Also bat er um umgehende Begutachtung und Bauunterbrechung, die sofort ausgeführt wurden.

Die Archäologin Christine Kellner-Depner M.A. vom Städtischen Museum Schloss Salder bestätigte den historischen Wert des Fundes und datierte die Scherben in einer ersten Einschätzung auf den Zeitraum vom 1. bis 2. Jahrhundert nach Christus. Das lasse den Schluss zu, dass vor etwa 2000 Jahren dort Menschen gesiedelt hätten, sind sich die Museumsmitarbeiterin und der ehrenamtlich Beauftragte für die archäologische Bodendenkmalpflege in Salzgitter, Hartwig Paul, einig. Die jetzt beginnenden weiteren Untersuchungen werden zeigen, ob und welche Schlüsse zur Existenz der Wüstung Kirchheerte gezogen werden können. Sie wurde erstmals 1238 erwähnt und bis in das 16. Jahrhundert verzeichnet, danach dann aber aufgegeben.

Im Salzgittergebiet lässt sich eine große Dichte germanischer Siedlungen verzeichnen


Die Archäologische Arbeitsgemeinschaft Salzgitter um Hartwig Paul wird am kommenden Sonntag mit mehreren Mitgliedern und Helfern wie auch mit der Unterstützung des Bauherrn Bernd Hoppe und seiner Frau in ehrenamtlicher Arbeit die Fundstellen vermessen, zeichnen und schließlich ausgraben. „Wir hoffen natürlich auf noch viele weitere Objekte als die bisher geborgenen rund 30 Stücke“, sagte Hartwig Paul. Mit der Grabung im Einvernehmen mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege könne dann auch festgestellt werden, ob es sich um Abfallgruben oder Grubenhäuser handelt. Die Funde, die anhand markanter Kennzeichen datiert werden können, übergeben die Archäologen dann dem Landesmuseum in Braunschweig.

„Sollte etwas Spektakuläres gefunden werden, würden wir das gern in unserem Museum in Salder zeigen. Im Salzgittergebiet lässt sich eine große Dichte germanischer Siedlungen verzeichnen, von denen die bekannteste die in den 1950er Jahren ausgegrabene Siedlung von Salzgitter-Lobmachtersen ist. Dort lässt sich die Stahlerzeugung fast 2000 Jahre zurückverfolgen. Viele andere Fundplätze reihen sich an den wohl damals schon genutzten großen Handelswegen zwischen Rhein und Elbe entlang auf, die auch durch Salzgitter führten. Hier ist die Mindener Heerstraße zu nennen, die als Ohrumer Deiweg auf den Okerübergang bei Ohrum zulief. Insofern ist der aktuelle Fund insbesondere deshalb eine Überraschung, weil er vollkommen unerwartet in einem Bereich gefunden wurde, an dem eher mit Zeugnissen des mittelalterlichen Menschen zu rechnen gewesen wäre“, erläuterte Christine Kellner-Depner. Wichtig sei, dass der Fundort nun in die Niedersächsische Denkmalkartei aufgenommen werde, um so das Bild zur Siedlungsgeschichte der Stadt zu vervollkommnen.

Bauarbeiten wurden sofort unterbrochen


Großes Lob für große Umsicht beim Umgang mit der Entdeckung zollte Dr. Thomas Dahms allen Beteiligten. „So können weitere Mosaiksteine über die ‚Ursiedlung Salzgitter‘ sichergestellt und ausgewertet werden“, freut sich der Historiker. Die Bauarbeiten wurden sofort nach dem Fund und nach einer Ortsbesichtigung durch das Fachgebiet Bauordnung und Denkmalschutz unterbrochen. Nach Abschluss der Arbeiten wird die mündliche Anordnung aufgehoben und die Baustelle wieder freigegeben.






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