Pflegefamilien dringend gesucht


Das Ehepaar Guski hat ein Adoptiv- und zwei Pflegekinder. Foto: Stadt Salzgitter
Das Ehepaar Guski hat ein Adoptiv- und zwei Pflegekinder. Foto: Stadt Salzgitter

Salzgitter. "Jedes Lächeln der Kinder ist eine Bestätigung für unsere Entscheidung", sagte Stephanie Guski. Das Ehepaar hat ein Adoptiv- und zwei Pflegekinder. Dringend gesucht werden weitere Familien, die ein Kind vorübergehend oder länger bei sich aufnehmen möchten.


Stephanie und Timo Guski haben sich für Pflegekinder entschieden. Der Pflegekinderdienst der Stadt Salzgitter unterstützt und begleitet die Familie auf vielfältige Weise. Derzeit suchen die vier Mitarbeiterinnen aus dem Pflegekinderdienst neue Familien für zwei Kleinkinder und zwei Säuglinge, weil die Kapazitäten an Pflegefamilien erschöpft sind (viele Pflegefamilien betreuen mehr als ein Pflegekind). Manche Kinder können vorübergehend oder auch dauerhaft nicht bei ihren Eltern leben. Gründe hierfür sind z.B. Überforderung der Eltern, ständige Auseinandersetzungen in der Familie, psychische oder physische Erkrankungen, Suchtproblematik, Obdachlosigkeit oder Inhaftierung. Im Jahr 2016 wurden 62 Kinder aus ihren Familien genommen.

"Wenn wir keine andere Unterbringung finden, müssen leider auch Säuglinge und ganz kleine Kinder in Heime", sagt Christa Frenzel, Erste Stadträtin der Stadt Salzgitter. Besonders für die kleinen Kinder sei die Unterbringung in Einrichtungen mit wechselndem Personal im Schichtdienst nicht das Richtige. Vor allem Babys und Kleinkinder benötigen viel Zuneigung, Ruhe und Geborgenheit in einer Familie. Ein Pflegekind bei sich aufzunehmen bedeutet, ihm für eine kürzere, befristete Zeit oder auf Dauer - bis es erwachsen ist - einen sicheren familiären Rahmen zu geben. Pflegeeltern geben einem solchen Kind ein neues Zuhause, in dem es sich geborgen fühlen kann und behutsam und geduldig dazu ermutigt wird, Vertrauen in sich selbst und seine Umgebung zu entwickeln.

Ein regelmäßiger Stammtisch für Pflegefamilien ist wichtig für den Austausch


Die drei Kinder erleben dieses Familienleben bei dem Ehepaar Guski. Die Entscheidung für Pflegekinder sei ein Prozess gewesen. "Wir waren am Anfang unsicher. Doch die Mitarbeiter des Pflegekinderdienstes standen und stehen uns beratend und unterstützend zur Seite", erzählt Stephanie Guski. Da das Ehepaar keine eigenen Kinder bekommen kann, aber gern welche haben wollte, nahm es Kontakt zum Pflegekinderdienst auf. Gespräche, ein Seminar und ein Austausch mit anderen Pflegefamilien haben das Ehepaar dann in seiner Entscheidung bestärkt. Ein regelmäßiger Stammtisch für Pflegefamilien sei wichtig für den Austausch, gerade weil die Töchter viele Fragen zu ihrer Herkunft und Identität haben.

Das Ehepaar hat von Beginn an offen mit seinen drei Töchtern darüber gesprochen, dass es zwei "Mamas" gibt. Der Kontakt zu den leiblichen Eltern gehörte dazu. "Unsere Familien und Freunde unterstützen uns und finden unsere Entscheidung gut", sagt Timo Guski. Die drei Töchter gehören inzwischen zur Familie. Ein befreundetes Paar überlege ebenfalls, ein Pflegekind aufzunehmen. Das Ehepaar Guski wollte Kinder aufnehmen, die langfristig bleiben. Daneben gibt es aber auch Pflegefamilien, die sich für einen begrenzten Zeitraum entscheiden. "Wichtige Voraussetzungen sind Mitgefühl und Wärme sowie die Bereitschaft, den Kindern ein Zuhause zu bieten", sagt Berthold Kuhls, Fachgebietsleiter Sozialpädagogische Dienste im Fachdienst Kinder, Jugend und Familie. In Salzgitter gebe es Pflegefamilien, deren eigene Kinder bereits erwachsen sind und das Haus verlassen haben und die nun in der mittleren Lebensphase auch anderen Kindern ermöglichen möchten, in einer Familie aufzuwachsen und die Zuneigung und die Geborgenheit zu spüren.

Eltern wachsen in die Aufgaben hinein


Alle sind gern gesehen, weil das familiäre Umfeld dem Heimaufenthalt vorzuziehen ist. "Pflegefamilien übernehmen eine verantwortungsvolle Aufgabe, für die ich mich herzlich bedanke", betont Christa Frenzel. Die Eltern wachsen in diese Aufgaben hinein und werden fachlich begleitet und unterstützt durch den Pflegekinderdienst, der ein wichtiger Baustein der Kinder- und Jugendhilfe ist. Für das Ehepaar Guski ist das Leben mit den drei Töchtern bereichernd. Sicherlich gebe es auch hin und wieder Probleme wie in anderen Familien auch. Doch ihre Kinder geben ihnen sehr viel zurück.

Informationen:


Der Pflegekinderdienst der Stadt Salzgitter betreut derzeit ca. 150 Pflegekinder in rund 90 Pflegefamilien. In diesem Jahr gibt es bislang erst vier Pflegefamilien. Die Stadt Salzgitter sucht Familien oder Paare, die Kinder für wenige Tage aufnehmen können, jedoch auch Familien, die sich vorstellen können, ein Kind möglicherweise bis zur Volljährigkeit zu begleiten. Die Familien können auch aus dem Umland kommen. Wer sich für ein Pflegekind interessiert, kann sich an den Pflegekinderdienst der Stadt Salzgitter wenden (Cornelia Will, Tel.: 05341/839-4519 oder per E-Mail: cornelia.willstadt.salzgitter.de).


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