Schacht Konrad: Bürger haben Angst vor neuem Gewerbegebiet

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Klaus Werner und Niels Salveter von der BIBS zeigen das geplante Gewerbegebiet. Foto: Alexander Panknin
Klaus Werner und Niels Salveter von der BIBS zeigen das geplante Gewerbegebiet. Foto: Alexander Panknin | Foto: Alexander Panknin

Geitelde. Zusammen mit dem CDU-Ortsverband lud die Bürgerinitiative BIBS zu einer Infoveranstaltung ins TSV-Sportheim. Die Braunschweiger sprachen mit Bürgern und ausgewählten Referenten über das geplante interkommunale Gewerbe- und Industriegebiet Geitelde-Stiddien-Timmerlah.


Bereits letztes Jahr beschloss Braunschweig in Kooperation mit Salzgitter die Erstellung einer Machbarkeitsstudie für ein gemeinsames Gewerbe- und Industriegebiet. Zwischen den Stadtgrenzen nördlich der A39 gelegen soll hier eine Lösung für den ständigen Platzbedarf gefunden werden.

Das bislang hauptsächlich landwirtschaftlich genutzte Gebiet im Bereich Timmerlah-Geitelde-Stiddien (Stadtbezirk 222) soll mit rund 300 Hektar genügend Platz bieten, um die stark belegten Stadtgebiete zu entlasten. Die Oberbürgermeister Frank Klingebiel undUlrich Markurth sehen in diesereinmaligen Zusammenarbeit einezukunftsträchtige Lösung.

Bürger fühlen sich nicht informiert


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Viele interessierte Bürger kamen zum Infoabend. Foto: Alexander Panknin



Die Politik blickt nicht ohne Stolz auf diesen Plan, doch die Bürger sind alles andere als glücklich. Dies war auch der Grund, warumKlaus Werner und Niels Salveter von der Bürgerinitiative Braunschweig (BIBS) zusammen mit dem Ortsverband der CDU (Julia Kark, Carsten Höttcher, Jonas Mahler) zu einer Infoveranstaltung aufgerufen hatten. Es ginge darum, die Bürger über diesen Plan zu informieren und ihnen eine Stimme zu geben.

Denn bei all den positiven Erwartungen, die die Oberbürgermeister in das geplante Gebiet setzen, hätte niemand bisher die Menschen vor Ort um ihre Meinung gefragt. Nur ein Bruchteil des veranschlagten Gebiets sei in den Händen der beiden Städte. Große Teile würden momentan durch die Landwirte in Stiddien bewirtschaftet. Diese seien natürlich wenig begeistert.

Regionale Belastung


In mehreren Vorträgen erläuterten die beiden Vertreter der BIBS, welch großen Eingriff die Erschließung eines solchen Gebiets in Umwelt und Lebensqualität hätte. Vom Verlust der Ackerflächen abgesehen sei auch der zu erwartende zusätzliche Verkehr und die starke Lärmbelästigung ein Problem. Es sei davon auszugehen, dass sich Drei-Schicht-Betriebe ansiedelten. Bereits jetzt sei die Region stark durch Industrie und Verkehrsaufkommen belastet.

Erbost sei man darüber, dass die Politik vorher nicht mit den Bürgern gesprochen habe. Bevor eine Machbarkeitsstudie überhaupt anberaumt werden dürfe, hätte mit den Landwirten gesprochen werden müssen, ob sie überhaupt bereit wären, ihr Land aufzugeben.

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Wolfgang Rosenthal (Grüne) und Thomas Huppertz (CDU) ausnahmsweise in gemeinsamer Sache. Foto: Alexander Panknin



Weitere Gäste trugen ihre Bedenken vor, aus Salzgitter sprachen unteranderem auch Thomas Huppertz (CDU) und Wolfgang Rosenthal (Grüne) über die Probleme, die das Vorhaben mit sich bringen würde.

Nukleartechnische Betriebe


Als das Thema auf das geplante Atommüll-Endlager zu sprechen kam, erhitzten sich die Gemüter zusehends. Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad klärten über mögliche Gefahren auf. Die Angst, die Regierung würde hier, trotz der Beschwichtigungen der lokalen Politik, nukleartechnische Betriebe unterbringen, trat deutlich hervor. Zwar sei dies offiziell nicht geplant, doch würde ein entsprechendes Industriegebiet ein solches Vorhaben stark vereinfachen.

Der Übergabebahnhof Beddingen könnte hier als logistischer Angelpunkt dienen, um den gefährlichen Atommüll zum Endlager zu transportieren. Überhaupt sei das gesamte Endlager-Konzept noch mehr als unausgereift. Geplant sei eine Inbetriebnahme des Schachtes für 2022. Zwar würde man hier erst zwei weitere Jahre "Trockenübungen" durchführen, die Belastung durch die geplanten 50.000 Container mit Atommüll sei aber enorm.

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Die Bürger beteiligten sich engagiert an der Diskussion. Foto:



Die Gefahr, dass es hier zu Unfällen käme, sei nicht tragbar. Erst 2014 habe es ein Zugunglück auf der Bahnstrecke gegeben.Hätte es sich dabei um einen Atommülltransport gehandelt, wären die Auswirkungen verheerend gewesen. Bislang gebe es noch immer kein logistisches Konzept, wie der Müll letztlich eingelagert werden soll. Im Zweifel bedeute dies, sollte es bis zum Stichtag keine Lösung geben, dass der Müll vorerst über Tage gelagert werden müsse. Feuerwehren und andere Rettungskräfte hätten bislang keine Schulung bekommen, wie sie im Ernstfall handeln sollten. Überhaupt sei noch vieles ungewiss.

Fazit


Am Ende waren alle Beteiligten zufrieden über die sehr gut besuchte Veranstaltung. Man sähe es als Auftakt für eine gute, weitere Zusammenarbeit. Es sei aber jeder gefragt, jeder müsse aktiv werden, um das geplante Gebiet zu verhindern.

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