Stadtteile im Porträt – Teil 12 - Bleckenstedt


Die „Dampfmolkerei“ wurde als Genossenschaft betrieben. Foto: Jörg Langenberg
Die „Dampfmolkerei“ wurde als Genossenschaft betrieben. Foto: Jörg Langenberg | Foto: Jörg Langenberg

Salzgitter. In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht die Stadt Salzgitter Berichte der Ortsheimatpfleger. Darin sollen die Stadtteile vorgestellt werden. Weiterhin wird dadurch auf die besondere Arbeit der Stadtexperten aufmerksam gemacht. regionalHeute.de stellt diese in einer Serie vor. Heute geht es weiter mit Jörg Langenberg für Bleckenstedt.


Salzgitter-Bleckenstedt - Von der Molke zur Maische (von Jörg Langenberg)

Bleckenstedt liegt im Nordosten Salzgitters, am Westufer des Stichkanals, direkt an der Industriestraße Nord. Es ist das südlichste der vier Kanaldörfer im Stadtgebiet. Funde von Feuersteinwerkzeugen lassen vermuten, dass im geschützten Aue-Tal und an der Aue-Furt bereits seit dem Ende der letzten Eiszeit Menschen lebten. Die Aue-Furt spielte als einziger Übergang der damals bis zu einem Kilometer breiten Fluss- und Sumpflandschaft eine bedeutende Rolle in der Geschichte Bleckenstedts. Sie bildete den Knotenpunkt zweier wichtiger Fern- und Regionalhandelsrouten: Frankfurt-Braunschweig-Magdeburg und Hildesheim-Wolfenbüttel. 1493 trafen genau hier, in der Schlacht bei Bleckenstedt, die Streitkräfte der Stadt Hildesheim und die von Herzog Heinrich d. Ä. aufeinander. Die Stadt Braunschweig hatte damals den Städtebund der Hanse um Beistand gegen Herzog Heinrich gebeten. Dieser hatte versucht die Stadt unter seine Oberhoheit zu zwingen. Zur Hilfe für die Braunschweiger wurde die Stadt Hildesheim mit der Kriegsführung beauftragt. Heinrich verlor die Schlacht und musste abziehen.

Molkerei wurde an die Umsiedlungsgesellschaft der Hermann-Göring-Werke verkauft


1521, 1553 und 1602 wurde Bleckenstedt von unterschiedlichen Kriegstruppen jeweils geplündert und zerstört, aber jedes Mal von seinen Bewohnern wieder aufgebaut. Am Damm durchs Aue-Bruch wurde 1630, kurz vor dem Dorf, eine Zollstation errichtet. Erster Zolleinnehmer war Rudolf Stichel. 1747 erhielt die Familie Stichel zusätzlich noch das Schankrecht für einen Krug im Zollgebäude. 1892 bauten sich die Bleckenstedter eine stattliche „Dampfmolkerei“ und betrieben diese als Genossenschaft. Es war das erste private Gebäude in Massivbauweise im Ort. 1918 erwarb die Witwe Emma Evers den Betrieb. Unter Führung ihres späteren Ehemanns Otto Stiddien geriet die Molkerei im Weltwirtschaftskrisenjahr 1929 in den Konkurs. Der neue Besitzer Albert Struckmann gliederte seinem Unternehmen noch eine Schweinemast an und führte es sehr erfolgreich. 1939 allerdings ging ihm als Folge der Umsiedlung fast aller Landwirte seines Einzugsbereichs so zu sagen die „Milch aus“. Struckmann verkaufte seine Molkerei an die Umsiedlungsgesellschaft der Hermann-Göring-Werke (HGW).

Bleckenstedt zählt heute 650 Einwohner


Am 1. Oktober 1941 erwarb Otto Borg, ein Brauereifachmann aus Hannover, das Anwesen und baute es zur Brauerei um. Anfang 1957, nach dem Tod Borgs wurde die Produktion eingestellt. Das Gebäude wird heute nur noch zu Wohnzwecken genutzt. 360 Hektar Ackerfläche der umgesiedelten Bleckenstedter Landwirte wurde 1939 zu einem Gutsbetrieb zusammengefasst und 25 Hektar der Flächen am Westrand Bleckenstedts in eine Großgärtnerei umgewandelt. Diese wurde damals dringend zur Versorgung der vielen Menschen benötigt, die am Aufbau der Reichswerke beteiligt waren. Die Gärtnerei schloss 1963 ihre Pforten. 2002 entstand auf einer Teilfläche des Betriebes das Neubaugebiet „Alte Gärtnerei“. Die rund 650 Einwohner Bleckenstedts pflegen heute in neun Vereinen ihr Miteinander und ihre Dorfgemeinschaft.


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