Stadtteile im Porträt - Teil 1 - Bruchmachtersen


Die evangelisch lutherische Kirche in Bruchmachtersen. Foto: Alexander Panknin
Die evangelisch lutherische Kirche in Bruchmachtersen. Foto: Alexander Panknin | Foto: Alexander Panknin

Salzgitter. In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht die Stadt Salzgitter Berichte der Ortsheimatpfleger. Darin sollen die Stadtteile vorgestellt werden. Weiterhin wird dadurch auf die besondere Arbeit der Stadtexperten aufmerksam gemacht. regionalHeute.de wird diese ab sofort in einer Serie vorstellen. Den Anfang macht Günter Freutel mit Bruchmachtersen.


Salzgitter-Bruchmachtersen


Von Bruchmachtersen in die weite Welt (von Günter Freutel)

"Der Stadtteil Bruchmachtersen bietet seinen 700 Einwohnern dörfliche Idylle und gleichzeitig eine verkehrstechnisch günstige Lage. Das größte Naherholungsgebiet der Stadt, der Salzgitter-See, ist sogar fußläufig zu erreichen.

Gut zu Fuß war auch einer der erfolgreichsten Einwohner Bruchmachtersens, der heute in der Stadt kaum noch bekannt ist. Johann Heinrich Ludwig Kayser war am 20. März 1832 in Bruchmachtersen geboren worden. Nachdem er den Beruf des Setzers in Wolfenbüttel gelernt hatte, ging er zunächst als Geselle auf Wanderschaft. Anschließend ließ er sich in Straßburg nieder und eröffnete dort eine Druckerei, die erfolgreich amtliche Druckschriften erstellte. Kayser gründete 1877 seine eigene Tageszeitung, die Straßburger Neuste Nachrichten, die schnell zahlreiche Leser fand. Noch heute ist die Dernieres Nouvelles D’Alsace die führende Tageszeitung im Elsass und eine der größten Tageszeitungen in unserem Nachbarland. Der Verleger, der am 11. Dezember 1904 in Straßburg verstarb, blieb Zeit seines Lebens mit Bruchmachtersen verbunden. Jährlich zu Weihnachten spendete er 100 Deutsche Mark für Witwen und ältere Menschen, die Pflege brauchten. Nach seinem Tod behielt sein Sohn Heinrich Albert Kayser diese Tradition nicht nur bei, sondern legte auch testamentarisch fest, dass eine Heinrich-Ludwig-Stiftung zur Unterstützung von Armen und Kranken in Bruchmachtersen eingerichtet werden solle. Die Gemeinde erhielt nach der Testamentseröffnung im Januar 1915 10.000 Deutsche Mark über deren weitere Verwendung aus den Quellen allerdings nichts hervorgeht.

Anzunehmen ist allerdings, dass die finanzielle Unterstützung für die Begünstigten von großer Bedeutung war. Über viele Jahrhunderte hinweg hatte die schwere Arbeit in der Landwirtschaft das Leben der Einwohner geprägt. Erst der Zuckerrübenanbau, mit dem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begonnen wurde, sorgte für wachsenden Wohlstand unter den Bauern. Zum ersten Mal hatten die Landwirte die gesamte Herstellungskette in der Hand – von der Saat bis zum fertigen Produkt. Rübenanbau bedeutete Knochenarbeit. Sobald die Rüben aufgelaufen waren, verzogen Frauen und Kinder die Pflänzchen – nur die kräftigsten blieben stehen. Im späten Frühjahr wurde zur Unkrautbeseitigung manuell um die Rübe gehackt. Die schwerste Arbeit aber kam mit der Ernte im Herbst. Mit zweizinkigen Gabeln wurden einst die Rüben aus der Erde gehoben. Anschließend wurden sie geköpft – das Rübenblatt von der Wurzel abgeschnitten. Zu Haufen geschichtet wurden die Rüben sodann von Hand auf Ackerwagen verladen für die Fahrt zur Fabrik. Feste und Feierlichkeiten fanden oft zum Abschluss der getanen Arbeit statt. In Bruchmachtersen wurde, nachdem das Hacken der Rüben ein Ende gefunden hatte, von den Frauen ein „Hackeball“ organisiert. Mit Musik und geschulterten Hacken wurde ein Umzug durch das Dorf veranstaltet, ein „Hackenmacher“ auf dem Wagen von einem Ochsengespann gezogen. Dass all diese Erinnerungen nicht in Vergessenheit geraten, dafür sorgt seit 2009 der Förderverein der Ortschaft Bruchmachtersen."

Hintergrund


Im Jahr 2002 erschien die erste Ausgabe des Journals der Ortsheimatpflege der Stadt Salzgitter als Plattform für Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Heimatpflege. zu präsentieren und wurde mit unregelmäßigem Erscheinungsdatum fortgesetzt. Die Ausgaben 3 (Wasserturm in Lobmachtersen) und 4 (das Hausschlachten) sind noch im Stadtarchiv, im Städtischen Museum Schloss Salder sowie in den Bürger-Centren käuflich zu erwerben.

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Ortsheimatpflege in Salzgitter und des 75-jährigen Bestehens der Stadt Salzgitter stellen die Ortsheimatpfleger der Stadt in der jüngsten Broschüre der Reihe die Geschichte ihres Stadtteils auf einer Doppelseite vor (Veröffentlichung geplant im Herbst 2017).


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