Stadtteile im Porträt – Teil 17 – Lobmachtersen


Das Foto zeigt die Ziegelei. Foto: Peter Stübig
Das Foto zeigt die Ziegelei. Foto: Peter Stübig

Salzgitter. In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht die Stadt Salzgitter Berichte der Ortsheimatpfleger. Darin sollen die Stadtteile vorgestellt werden. Weiterhin wird dadurch auf die besondere Arbeit der Stadtexperten aufmerksam gemacht. regionalHeute.de stellt diese in einer Serie vor. Heute geht es weiter mit Peter Stübig für Lobmachtersen.


Die Wiege der Erzverarbeitung

Zwischen Oderwald und den Salzgitterbergen liegt an der Fuhse der Stadtteil Lobmachtersen, dessen knapp 900 Einwohner seit 1972 zur Ortschaft Südost zählen. Erstmalig wurde der Ort 1077 erwähnt, als die brunonische Markgräfin Getrud die Ältere Land in „Machtersem“ dem Blasiusstift in Braunschweig übereignete. Im Ortsnamen weist das Grundwort -sem auf -heim hin und wird der Namensgebung der fränkischen Siedlungszeit unseres Raumes im 8. und 9. Jahrhundert zugerechnet. Westlich des Ortskerns wurde 1954 auf dem Öhrenfeld eine Siedlung aus der römischen Kaiserzeit ausgegraben, die von Christi Geburt bis zum 6. Jahrhundert bestanden hatte. Auf der
Siedlungsstelle wurde ein Brennofen aus dem 2. Jahrhundert geborgen, in dem Eisenerz verhüttet worden war. Der Brennofen wurde zum Symbol des Ortswappens und ist heute im Städtischen Museum Schloss Salder ausgestellt. Vom 13. bis zum 20. Jahrhundert, mit einer
Unterbrechung von 1523 bis 1643, war Lobmachtersen südlicher Grenzort im Nordteil des Herzogtums Braunschweig und besaß eine Zollstation.

Mitte des 20. Jahrhunderts begann auch in Lobmachtersen das Technik- und Industriezeitalter. Auf Grund der guten Tonvorkommen am Westrand des Ortes gründete Christoph Wetter 1849 eine Ziegelei, die aus Konkurrenzgründen 1895 aufgegeben wurde. Aus den Steinen der
Gebäude wurde 1920 die „Alte Siedlung“ errichtet. Eine damals moderne Ziegelei wurde 1870 von Albert Lindemann an der alten Straße nach Gebhardshagen errichtet. Infolge des Ersten Weltkrieges ergaben sich zwar große Probleme mit Absatz und Heizmaterial, doch betrieb der Pächter Richard Stöber sie weiter bis zum Verkauf an die Hüttenwerke. Eine Molkerei wurde 1891 von Bauern aus Lobmachtersen, Flachstöckheim, Cramme und Calbecht an der heutigen Straße „Schwemmhorn“ errichtet. Da die Geschäfte sehr gut liefen, wurde 1893 noch ein separates Gebäude für eine Käserei errichtet, die aber wegen zahlreicher Probleme nach vier Jahren aufgegeben wurde.

Heute ist der Wasserturm ein Wahrzeichen, zu dessen Erhaltung sich ein Förderverein gegründet hat


Die Molkerei lief bis zur Aufgabe 1966 weiter. Lobmachtersen bekam 1928 ein Wasserwerk mit Turm und Ringleitungsnetz, das bis 1982 in
Betrieb war. Dazu wurde ein gemauerter Wasserturm mit 30 Meter Höhe neben der Springquelle errichtet, die 1975 bei Verlegung der Kanalisation zerstört wurde. Heute ist der Wasserturm ein Wahrzeichen, zu dessen Erhaltung sich ein Förderverein gegründet hat.
Nach der Kopfsteuerbeschreibung von 1678 hatte Lobmachtersen 190 steuerpflichtige Personen, mit Kleinkindern dürften es um 250 Personen gewesen sein. Die Entwicklung ging mit 405 Einwohnern 1821 und 738 Einwohnern 1939 ständig bergauf. Ein Höhepunkt wurde
durch die Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen 1950 mit 1.348 Einwohnern erreicht, um sich im neuen Jahrtausend auf einen Stand von rund 850 Personen einzupendeln.


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