Stadtteile im Porträt – Teil 19 – Flachstöckheim


Blick auf das Torhaus und die Meierei des Gutshofs (1935). Foto: Petra Strobach
Blick auf das Torhaus und die Meierei des Gutshofs (1935). Foto: Petra Strobach | Foto: Petra Strobach

Salzgitter. In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht die Stadt Salzgitter Berichte der Ortsheimatpfleger. Darin sollen die Stadtteile vorgestellt werden. Weiterhin wird dadurch auf die besondere Arbeit der Stadtexperten aufmerksam gemacht. regionalHeute.de stellt diese in einer Serie vor. Heute geht es weiter mit Petra Strobach für Flachstöckheim.


Vom Rittersitz zum Erzwagen

Der Stadtteil Flachstöckheim liegt im Osten Salzgitters in einer Senke an der Fuhse und ist heute mit gut 1.000 Einwohnern der größte Stadtteil der Ortschaft Südost. Seit 1350 ist Flachstöckheims Geschichte eng verknüpft mit dem Rittergeschlecht der Freiherren von
Schwicheldt, die 500 Jahre lang ihren Stammsitz im Dorf hatten. Der von ihnen gebaute Gutshof mit Landschaftspark prägt noch heute das Bild des Dorfes. Ihr Einfluss begann, als die Brüder Hans und Heinrich von Schwicheldt mit einem Hof und fünf Hufen Land in
Flachstöckheim belehnt wurden. Sie sollten für den Bischof von Hildesheim die Grenze zum Braunschweigischen schützen, die in der Nähe des Dorfes verlief. Sie waren offensichtlich so erfolgreich, dass Hans von Schwicheldt 1377 für seine Verdienste zum Ritter ernannt wurde.

1807 wich das Brauhaus dem heutigen Kavaliershaus


Die beiden Brüder waren aber nicht nur wehrhaft, sondern auch geschäftstüchtig. So sicherten sie sich in den nächsten Jahren immer mehr Land rund um das Dorf, bis ihnen der größte Teil gehörte. Im Jahr 1718 kam Charlotte Eleonore von Schwicheldt mit ihren beiden Söhnen nach Flachstöckheim. Da sie die Vormundschaft für die unmündigen Söhne übernommen hatte, fiel ihr auch die Verwaltung über das Lehen zu. Sie begann umgehend zu bauen. Da der alte Walhof als Residenz nicht mehr ausreichte, wurde ein repräsentativer Herrensitz geplant. Dieser Neubau sollte am Nordwestrand des Dorfes entstehen. Als Baumeister wurde der Festungsbaumeister Dinglinger aus Hannover angestellt. In den folgenden Jahren übernahmen die Söhne von Charlotte Eleonore die stetige Erweiterung und Verbesserung des Gutshofes und der Parkanlage, die damals als Barockgarten im Stil von Versailles angelegt war. Doch der Geschmack der Zeit änderte sich. Also wurde 1807 das Brauhaus an der Ostseite des Gutshofes abgerissen und ein neues Herrenhaus – das heutige Kavaliershaus – errichtet.

Auch der Barockgarten kam aus der Mode und wurde 1837 in einen englischen Landschaftsgarten umgewandelt. Im Jahr 1869 verließen die Grafen von Schwicheldt das Dorf und zogen nach Schloss Söder bei Hildesheim um. Der Gutshof wurde verpachtet. Als 1907 der letzte
männliche Erbe der Schwicheldts starb, endete der Einfluss der Familie auf das Dorf. Ende der 1930er Jahre erwarben die Reichswerke Hermann Göring das Rittergut der Familie Schwicheldt und bauten es komplett um, so dass Wohnungen und Geschäfte für die neu
angesiedelten Bergarbeiter entstanden. Der Erzbergbau veränderte in den nächsten 30 Jahren maßgeblich das Dorfbild. War Flachstöckheim vorher ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf mit 350 bis 400 Einwohnern, so entwickelte es sich durch den Zuzug der Bergarbeiter und die damit einhergehende Industrialisierung und Bebauung zu einem Stadtteil Salzgitters mit zeitweise über 1.500 Einwohnern. Die Ära des Bergbaus endete 1965, als Schacht Worthlah geschlossen wurde. Zur Erinnerung an diese Jahre steht auf dem Dorfplatz noch heute ein Erzwagen.


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