Stadtteile im Porträt – Teil 23 – Immendorf


Postkarte vom Gasthof und Ausspann Heinrich Rautmann. Foto: Otto Vogelsang-Weber
Postkarte vom Gasthof und Ausspann Heinrich Rautmann. Foto: Otto Vogelsang-Weber | Foto: Otto Vogelsang-Weber

Salzgitter. In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht die Stadt Salzgitter Berichte der Ortsheimatpfleger. Darin sollen die Stadtteile vorgestellt werden. Weiterhin wird dadurch auf die besondere Arbeit der Stadtexperten aufmerksam gemacht. regionalHeute.de stellt diese in einer Serie vor. Heute geht es weiter mit Otto Vogelsang-Weber für Immendorf.


Salzgitter-Immendorf


Im Wandel der Zeiten (vonOtto Vogelsang-Weber)

"Direkt an die Stadtgrenze schmiegt sich Immendorf, der mit 2,31 Quadratkilometern kleinste Stadtteil der Ortschaft Ost. Besondere Bedeutung gewann das Dorf im Jahre 1791 nach Errichtung einer sogenannten Postexpedition auf dem Grundstück des Landwirts Niehoff- Henze. Durch den Anschluss an die Braunschweiger Landeseisenbahn 1887, den Bau der Zuckerfabrik 1872 und der Molkerei 1886 sowie der Ansiedlung mehrerer Handwerksbetriebe entwickelte sich Immendorf zum Mittelpunkt der umliegenden Orte. In der gut situierten Gemeinde gab es 1937 außer zehn Erbhofbauern noch weitere Landwirte und Pächter, Schuhmacher, Sattler, Tischler, Schmiede, Bäcker, Klempner, Schlosser, Maler, Maurer, drei Lebensmittelgeschäfte und zwei Gaststätten.

Am 15. Juli 1937 wurde das Unternehmen 'Reichswerke Hermann Göring' gegründet. Die Gründung der Reichswerke bedeutete ein großer Einschnitt für die Entwicklung des Ortes. Das für den Aufbau erforderliche Ackerland lag auch in der Feldmark Immendorf, so dass etwa die Hälfte der Immendorfer Ackerfläche verloren ging. Drei Landwirte aus Immendorf wurden dafür umgesiedelt. In Immendorf entstand eine Gemeinschaftsverpflegung für 45.000 Lagerbewohner. Die Lager, die auch zwischen Immendorf und Watenstedt gebaut wurden, sollten eine vorübergehende Lösung sein und der Unterbringung der vielen Leute dienen, die für den Aufbau des Hüttenwerkes erforderlich waren.

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden hier auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene untergebracht, die ebenfalls bei dem Bauprojekt mitarbeiten mussten. Durch die Nähe zu den Reichswerken wurde der Ort von Bombenangriffen nicht verschont. Es wurden Gebäude zerstört und auch viele Menschen getötet. Bei einem Bombenangriff am 2. November 1944 fielen Bomben auf die Lehrwerkstatt der Hütte, die sich auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik befand. Es kamen dabei 47 Lehrlinge im Alter von 14 bis 17 Jahre ums Leben und viele wurden schwer verletzt. Die Toten wurden auf dem Friedhof in Alt-Lebenstedt bestattet.

Im Jahr 1966 wurde in Immendorf der Schulbetrieb endgültig eingestellt. Als dann wenig später die städtische Verwaltungsstelle geschlossen wurde, Gastwirt und Kaufleute ihren Betrieb einstellten, wurde es ruhiger in dem Ort. Durch die technische und mobile Entwicklung wurde die Situation noch beschleunigt. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft sorgte dafür, dass es heute nur noch einen landwirtschaftlichen Betrieb in Immendorf gibt. Die ortsansässigen Vereine und Verbände sorgen aber mit ihren Veranstaltungen weiterhin für ein reges und geselliges Dorfleben. In Immendorf schaut man gern auf die Vergangenheit zurück, erkennt aber mit einiger Besorgnis, dass die Gewerbebetriebe immer näher an die Dorfgrenze heranrücken. Dieses ist sicherlich auch der Grund, dass seit über 20 Jahren keine Bauplätze zur Verfügung stehen und die Dorfbevölkerung irgendwann überaltert."

Hintergrund


Im Jahr 2002 erschien die erste Ausgabe des Journals der Ortsheimatpflege der Stadt Salzgitter als Plattform für Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Heimatpflege. zu präsentieren und wurde mit unregelmäßigem Erscheinungsdatum fortgesetzt. Die Ausgaben 3 (Wasserturm in Lobmachtersen) und 4 (das Hausschlachten) sind noch im Stadtarchiv, im Städtischen Museum Schloss Salder sowie in den Bürger-Centren käuflich zu erwerben.

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Ortsheimatpflege in Salzgitter und des 75-jährigen Bestehens der Stadt Salzgitter stellen die Ortsheimatpfleger der Stadt in der jüngsten Broschüre der Reihe die Geschichte ihres Stadtteils auf einer Doppelseite vor (Veröffentlichung geplant im Herbst 2017).


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