Stadtteile im Porträt – Teil 24 – Lebenstedt


Archivfoto: Stadt Salzgitter
Archivfoto: Stadt Salzgitter

Salzgitter. In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht die Stadt Salzgitter Berichte der Ortsheimatpfleger. Darin sollen die Stadtteile vorgestellt werden. Weiterhin wird dadurch auf die besondere Arbeit der Stadtexperten aufmerksam gemacht. regionalHeute.de stellt diese in einer Serie vor. Heute geht es weiter mit Reinhard Obst für Lebenstedt.


Salzgitter-Lebenstedt


Vom Jägerlager in die City (von Reinhard Obst)

Lebenstedt ist der größte der insgesamt 31 Stadtteile der Stadt Salzgitter. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1129 als Lievenstide. Eine 1952 entdeckte Fundstätte belegt jedoch, dass bereits vor 50.000 Jahren in einem eiszeitlichen Jägerlager Menschen im Bereich der Gemarkung Lebenstedt lebten und zur Jagd gingen. Seit seinem Bestehen bestimmte die Landwirtschaft das Leben im Dorf. Der fruchtbare Lössboden sorgte für hervorragende Ernteergebnisse, so dass schon seit 1325 der Betrieb von zwei Wassermühlen an der Fuhse nachgewiesen ist. Im 19. und 20. Jahrhundert kamen noch einige Windmühlen dazu. Durch den 1937 beschlossenen Aufbau der „Reichswerke HermannGöring“ änderte sich abrupt das bis dahin beschauliche Dorfleben. Die für den Aufbau notwendigen Arbeiter benötigten Unterkunftsmöglichkeiten. Es wurde festgelegt, dass besonders in der Gemarkung Lebenstedt Wohnungen nebst der erforderlichen Infrastruktur für diese Arbeitskräfte gebaut werden müssen.

Die Nachkriegsjahre verschärften durch die Flüchtlinge und Umsiedler aus den deutschen Ostgebieten die Situation


Als Folge dieser Industrialisierung und des damit verbundenen Wohnungsbaus wurden am 1. April 1942 28 Gemeinden aus den Landkreisen Wolfenbüttel und Goslar zur Stadt Watenstedt-Salzgitter zusammengeschlossen. Lebenstedt wurde zum Verwaltungsmittelpunkt mit zentralen Funktionen erklärt. Bis zum Kriegsende entstanden in Lebenstedt 5.000 zum Teil unzureichend ausgestattete Wohnungen ohne nennenswerte Infrastruktur. Die Nachkriegsjahre verschärften durch die Flüchtlinge und Umsiedler aus den deutschen Ostgebieten die Situation. Es fehlten Schulen und sonstige Versorgungseinrichtungen für die mittlerweile im Jahre 1946 auf 23.000 Einwohner gestiegene Bevölkerung. 1948 verfügten die Siegermächte die Demontage der Werksanlagen, die Lage der Stadt war hoffnungslos. Durch Verfügung der englischen Militärregierung und wegen zahlreicher Proteste und Demonstrationen der Arbeiter und der Bevölkerung endete die Demontage 1950. Ein zögerlicher Neubeginn setzte ein. Der Wiederaufbau der Werksanlagen schuf Arbeitsplätze, führte zu neuen Wohngebieten nebst Grünanlagen und einer verbesserten Infrastruktur.

So erhielt Lebenstedt 1954 einen Bahnanschluss. Ab 1958 entstand auf grüner Wiese die heutige verkehrsfreie City. 1963 waren das Rathaus und die Stadtbibliothek fertig. Andere Bauten wie die NORD/LB, das Hauptpostamt (1963), das Katasteramt (1961), die Polizei (1965) und das Amtsgericht (1982) vervollständigten das Verwaltungszentrum. Parallel zu den errichteten Wohn-, Geschäfts- und Verwaltungsbauten und Kirchen entstanden Freizeit- und Sportanlagen. Hier sind insbesondere der Stadtpark, das Hallenbad, die Eissporthalle, das Sportzentrum Fredenberg und der über mehrere Jahre entstandene Salzgittersee zu nennen. Auch auf kulturellem Gebiet bietet Lebenstedt mit einer Aula für Theateraufführungen und der Kulturscheune im alten Dorf ein sehenswertes Angebot. So ist in über fünf Jahrzehnten aus dem Torso einer unvollständigen Wohnsiedlung ein lebenswerter Stadtteil Salzgitters geworden, in dem über 44.193 Einwohner zuhause sind.


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