Stadtteile im Porträt – Teil 4 – Beddingen


Die „Insel Kreta“ im Beddinger Hafen. Foto: Horst Helms
Die „Insel Kreta“ im Beddinger Hafen. Foto: Horst Helms | Foto: Horst Helms

Salzgitter. In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht die Stadt Salzgitter Berichte der Ortsheimatpfleger. Darin sollen die Stadtteile vorgestellt werden. Weiterhin wird dadurch auf die besondere Arbeit der Stadtexperten aufmerksam gemacht. regionalHeute.de stellt diese in einer Serie vor. Heute geht es weiter mit Horst Helms für Beddingen.


Salzgitter-Beddingen


Kreta in Sicht (von Horst Helms)

"Einer der größten Binnenhäfen Niedersachsens mit regelmäßig über 1,5 Millionen Tonnen Güterumschlag pro Jahr und einer exzellenten Anbindung an das Straßen- und Schienennetz liegt im Stadtteil Beddingen. Der Ort war über viele Jahrhunderte hinweg durch die Landwirtschaft geprägt und gehört mit einer Gemarkungsfläche von 9,2 Quadratkilometern bereits zu den größeren Stadtteilen Salzgitters. Mit dem Bau des Stichkanals und des Hafens ab Ende 1937 änderte sich die Struktur des Dorfes fast vollständig. Die Einwohnerzahlen lagen 1933 noch bei 514, stiegen während des Baus der Reichswerke Hermann-Göring und des Stichkanals auf 1.244 an und erreichten mit der Aufnahme von Flüchtlingen in 1951 ihren Höhepunkt bei 1.340 Einwohnern. Danach reduzierten sich die Zahlen kontinuierlich – heute wohnen 450 Menschen in dem Kanaldorf.

Mit Inbetriebnahme des Stichkanals am 2. Dezember 1940 musste in Beddingen die Logistik für die Versorgung der Binnenschiffer bereitgestellt werden. Im Dorf entstanden neue Geschäfte und Gaststätten, um den Bedarf zu decken. Sprach man damals von der „Insel Kreta“, so war nicht etwa das Eiland im Mittelmeer gemeint, sondern die mit drei Gebäuden bebaute Halbinsel im Hafen. In den Gebäuden waren Büros der Hafen- und Umschlagsbetriebe der Verkehrsbetriebe sowie der Reederei Winschermann Transport GmbH und eine Werkstatt sowie eine Waschkaue der Hafen- und Umschlagsbetriebe untergebracht. Wurden die Lastkähne anfangs noch mit Bugsierschleppern zu den Lade- und Löschstellen gebracht und später mittels Monopolschleppern als Schiffsverbände in die Zielhäfen geschleppt, wurden auf der Werft im Beddinger Hafen bereits die ersten Schiffe motorisiert, verbreitert und auch verlängert, um die ständig steigenden Frachtmengen bewältigen zu können. Die gemächliche Zeit der Schleppschifffahrt ging damit zu Ende und wurde durch die hektische Zeit der modernen Frachtschifffahrt abgelöst.

Beddingen ist ein liebenswerter und verschlafener Ort


Das mitfahrende Personal wurde reduziert, die Liegezeiten in Beddingen immer kürzer, so dass im Dorf reihenweise Geschäfte und Gaststätten schließen mussten. Heute existieren neben der Schlachterei Simon nur noch das „Teilzeit“-Hotel Zur Linde, der PartyService Metzgerei Matthes, die Landwirte Ohlendorf und Siedentopp sowie die Sanitär- und Heizungstechnik-Betriebe Hölemann und Barth und einige weitere Gewerbebetriebe. Die alten Hafeneinrichtungen wurden durch neue hochmoderne Einrichtungen ersetzt. Zu den größeren Betrieben gehören das Tanklager zwischen Hafen und Autobahn, die Ölmühle und Mälzerei Cargill mit Hauptsitz in Holland, der Landhandel Fromme, das DHL-Verteilzentrum, Schenker und das Güterverkehrszentrum zwischen K16 und Volkswagenwerk. Hafenumschlagsanlagen und Verkehrseinrichtungen werden von den Verkehrsbetrieben der Salzgitter AG betrieben. Beddingen ist heute ein liebenswerter und verschlafener Ort, in dem alle gern leben.


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