TV38 schließt Redaktionen: Mitglieder fühlen sich betrogen

von Jan Weber


Jörg Schambach und Fred Bärbock am vergangenen Montag bei der monatlichen Redaktionskonferenz. Fotos: Rudolf Karliczek
Jörg Schambach und Fred Bärbock am vergangenen Montag bei der monatlichen Redaktionskonferenz. Fotos: Rudolf Karliczek | Foto: Rudolf Karliczek

Braunschweig/Salzgitter. Die Standorte vom Fernsehsender TV38 stehen in den beiden Städten auf der Kippe. Dies sind die Informationen, die der SPD-Landtagsabgeordnete Stefan Klein von den Vereinsmitgliedern vorgestern erhielt. Am Montag habe der Vereinsvorstand von TV38 die Mitglieder darüber informiert, dass die Standorte geschlossen oder verkleinert werden sollen.


Der Vorstand besteht aus dem ersten Vorsitzenden Fred Bärbock, dem zweiten Vorsitzenden Jörg Schambach und Kai Luft, dem Geschäftsführer des regionalen Fernsehsenders. Sie waren am Montag bei der monatlichen Redaktionskonferenz anwesend und hatten das neue TV38-Konzept vorgestellt. Außerdem waren rund 20 Nutzer und Mitglieder des Vereins anwesend. Zur Überraschung der Anwesenden wurde ihnen mitgeteilt, dass die Standorte Braunschweig und Salzgitter zum 31. Dezember geschlossen werden sollen. Dieses führte bei den Anwesenden zu großem Entsetzen, denn sie hätten nichts von der geplanten Schließung der Standorte gewusst.

Ohne jegliche Vorankündigung: der Vorstand lügt


Laut Rudolf Karliczek, ein Vereinsmitglied von TV38, wurde in keiner vorherigen Versammlung mit den anderen Mitgliedern über das neue Konzept und somit auch nicht über die Schließung der Standorte Braunschweig und Salzgitter diskutiert. Auch den Auszug aus der vom Vorstand geschriebenen E-Mail, die den vorgestrigen Tag datiert, weist Rudolf Karliczek als Lüge zurück: „Wie auf unserer Mitgliederversammlung im Frühjahr angekündigt, haben wir uns als Vorstand weiter sehr intensiv mit der Zukunft von TV38 beschäftigt und dabei auch Ihre und Eure Einschätzungen einbezogen.“, schreibt der Vorstand von TV38 in seiner E-Mail an seine Vereinsmitglieder. Für Karliczek sei dies aber nie der Fall gewesen: „Wir wurden nie gefragt, wie es weitergehen soll. Wir wurden einfach vor vollendete Tatsachen gestellt: 'So ist es ab dem 31. Dezember und fertig'. In keiner Versammlung wurde über diese neue Struktur von TV38 abgestimmt und diskutiert; erst nachdem es der Vorstand einfach ohne die Mitglieder beschlossen hatte.“

Vereinsmitglieder und Nutzer versuchen jahrelange Arbeit zu retten


„Wir wurden fast immer als bester Standort von TV38 gelobt und präsentiert und nun das“, so Rudolf Karliczek weiter. „Hier in Salzgitter haben wir über Jahre alles aufgebaut und Frau Isabel Brandis, Redaktionsleitung in Salzgitter, ist hier eigentlich die Bezugsperson. Nun soll hier alles aufgelöst werden und Frau Brandis soll in Wolfsburg arbeiten.“ Somit fehle hier jeglicher Kontakt zu den Nutzern, Mitgliedern und Bürgern. Doch möchten die TV38-Veteranen, deren Herz an dem Projekt hängt, versuchen, den Standort Salzgitter so zu erhalten, wie er zurzeit ist.

SPD-Landtagsabgeordneter kritisiert das Vorgehen des Vorstandes


Auch Stefan Klein, SPD-Landtagsabgeordneter, kritisiert diese Entscheidung, da insbesondere in Salzgitter seit vielen Jahren hervorragende Arbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen geleistet wurde. „Die eigentlichen Ziele eines Bürgersenders, zum Beispiel Vermittlung von Medienkompetenz, lokale Berichterstattung und offene Bürgerbeteiligung an der Programmgestaltung, werden hier vor Ort in ausgezeichneter Weise verwirklicht", so Klein. Eine Zentralisierung in Wolfsburg würde in Salzgitter das ehrenamtliche Engagement gefährden, so dass eine Berichterstattung aus Salzgitter vermutlich nicht mehr im bisherigen Umfang gewährleistet werden könne. „Bedenklich ist, dass die Geschäftsführung eine solch gravierende Entscheidung den Mitgliedern zu diktieren scheint, statt diese in die Entscheidungsfindung einzubeziehen und nach gemeinsamen Lösungen zu suchen", kritisiert Klein. Politik und Verwaltung unterstützen durch Zuschüsse die Arbeit von TV38 seit jeher einmütig. Dieses Engagement müsste bei der Umsetzung der Schließungsplanung neu diskutiert werden, macht Klein deutlich.

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Stefan Klein. Foto: Wahlkreisbüro SPD


Politiker sind sich über die Rettung des Standortes Salzgitter einig


Entscheidend ist aber, so Klein, dass der Standort Salzgitter erhalten wird, um Bürgern aller Altersgruppen die Möglichkeit zu bieten, sich vor Ort Medienkompetenz anzueignen und Berichte aus und über Salzgitter zu produzieren. Klein hat mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Ulrich Leidecker gesprochen: "Wir sind uns einig, dass die Stadt Salzgitter nun das Ziel verfolgen muss, den TV38-Standort Salzgitter zu retten. Hierzu sind umgehend Gespräche mit der Geschäftsführung des Vereins zu führen. Dabei soll auch ausgelotet werden, wie die Stadt Salzgitter ihrerseits den Erhalt unterstützen kann." Parallel bietet Klein den TV38-Mitgliedern aus Salzgitter seine Unterstützung an, um in Gesprächen Zukunftsperspektiven zu entwickeln und parallel gegenüber der Geschäftsführung den Widerstand zur jetzigen Planung zu untermauern.

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Mitglieder und Nutzer. Im Hintergrund v.l. Jörg Schambach, Fred Bärbock und Kai Luft. Foto: Rudolf Karliczek


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